10.07.2017 Detroit

40 Meilen

Leider haben wir heute nicht das beste Wetter, denn es regnet in Strömen. Vielleicht passt das Wetter auch zu dem, was wir anschliessend zu sehen bekommen? Wer weiss! Ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie und was wir in Detroit sehen wollen. Ich finde die Geschichte vom Aufstieg und dem Fall von Detroit sehr spannend. Ebenfalls die zerstörten und verfallenen, resp. angezündeten Häuser. Doch wie sieht es mit der Kriminalität aus? Bringen wir uns in irgendwelche Gefahr?

Ich habe viele Berichte gelesen, auch von Frauen, die alleine hier waren. All diese Berichte widerspiegeln diesen gewissen Reiz, den Detroit hat. Aber was bedeutet das?

Alleine wollten wir keine Stadtrundfahrt machen, also habe ich eine Backseat Tour gebucht, wo der Führer zu uns ins Auto steigt. Joe ist in Detroit aufgewachsen und wird mit uns 3 Stunden durch Detroit fahren und uns Downtown, Midtown und verschiedene Vororte zeigen. Wir treffen uns um 10.30 Uhr in einem Kaffee in Downtown. Da es immer noch regnet lassen wir den Spaziergang durch Downtown aus und fahren los.

Zur Zeit werden viele Quartiere in Detroit wieder aufgebaut, Häuser renoviert und kleine Läden entstehen. So sehen wir uns als erstes einen Plattenladen an, wo auch gleich Vinyls gepresst werden.

Weiter geht es zur Ford Piquette Plant. Hier wurde der Ford T hergestellt. Der Ford T war bis 1972 das meistverkaufte Auto und das erste, dass in Fliessbandarbeit hergestellt wurde. Zwischen 1908 und 1927 wurden 15 Millionen Stück hergestellt. Fliessbandarbeit war früher sehr beliebt, denn mit $5.00 Lohn pro Tag war es doppelt so viel wie für eine andere Arbeit.

Ganz in der Nähe das Fisher Building, welches auch heute noch ein Theater für 4000 Personen beherbergt. Bevor die grossen Shows am Broadway aufgeführt werden, kommen sie zuerst hierhin. Geplant war eigentlich 3 Türme zu bauen, aber der Verfall von Detroit hat vorher eingesetzt. 

Die Strasse weiter zu Motown.

Nun fahren wir zur berühmt berüchtigten Packard Plant. Hier wurden von 1903 bis 1958 Luxusautos gebaut. Die Fabrik ist 325'000m2 gross und es arbeiteten 30'000 Personen hier. Heute ist sie nur noch eine Ruine, zerstört von Vandalen, Heimat von Obdachlosen und Junkies und Tatort von Morden. Wir sehen von all dem nichts und fühlen uns immer noch total sicher.

Heidelberg Project.

Überall hat es sehr viele Grünflächen, da die Häuser abgerissen oder abgebrannt wurden. Aus diesem Grund hat es hier auch etwa 1000 Gemeinschaftsgärten, welche in den letzten Jahren sehr populär wurden. Zwischen all den Ruinen hat es auch immer wieder sehr schöne Villen von dazumal. Sehr spannend auch was die Häuser hier kosten. Von $100.00 für eine Ruine bis zu $500'000.00 findet man alles. Wenn auch nur ein paar Strassen weiter. Denn hier sind nicht ganze Quartiere leer, sondern die Ruinen wechseln sich mit bewohnten Häusern ab.

Die Michigan Station befindet sich im Stadtteil Corktown, welcher zum Zeit der Eröffnung 1914 ein Slum war. Mit dem Bau wollten sie das Zentrum erweitern und die Region aufwerten. Der erwartete Aufschwung hat leider nie stattgefunden und mit dem Aufkommen der Autos wurde die Bahn immer weniger genutzt. 1988 hat der letzte Zug Detroit verlassen. Seitdem ist die Michigan Station geschlossen und Spielplatz von Obdachlosen, Sprayern, Vandalen und Junkies. Seit 2011 laufen Renovationsarbeiten und sämtliche Fenster wurden erneuert. Ob das Gebäude je wieder genutzt wird, steht wohl in den Sternen.

Hier endet unsere Tour mit Joe. Es war wirklich sehr spannend zu erfahren wie die Stadt gross geworden ist und wieder zerfallen. Seit dem Bankrott hat sich die Stadt extrem entwickelt. Sie haben jetzt eine wöchentliche Kehrichtabfuhr, Polizei, neue und funktionierende Strassenlampen etc.. All das kannten sie vorher nicht! Ganz nach dem Motto der Detroiter: We hope from better things; it will arise from the ashes!

Auf der Rückfahrt besichtigen wir noch die Garage Z in Downtown.

Nach einer Pause in unserem Zimmer scheint jetzt endlich die Sonne wieder und wir machen nochmals eine kleine Tour durch Detroit.

Uns hat Detroit sehr gut gefallen und wir haben uns zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Die Stadt hat definitiv ihren Reiz. Was man hier selten findet sind die grossen Läden- und Foodketten, dafür kleine gemütliche Cafés, feine Bäckereien und lokale Läden.